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Statistik-Quatsch des Monats: Manipulative Wahlkarten

  • Autorenbild: Wolfgang Gründinger
    Wolfgang Gründinger
  • 1. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Wie sagt man nichts Falsches und stellt Wahlergebnisse trotzdem manipulativ dar? Ein Warnhinweis zum Statistik-Quatsch des Monats.


Das Problem bei den meisten Karten mit Wahlergebnissen: Sie werden nach Wahlkreis- oder Landkreisebene dargestellt. Das heißt: nach Fläche, nicht nach Bevölkerungsgröße. Große Wahl- oder Landkreise mit geringer Bevölkerungsdichte nehmen so überproportional viel Fläche ein und färben die Karte anders ein, als es der tatsächlichen Stimmenverteilung entspricht.


Viele Karten der Wahlergebnisse wirken daher irreführend.


Europawahl in Deutschland


Der Agrarökonom Christoph Pahmeyer hat diese Verzerrung am Beispiel der Europawahl 2024 visualisiert. Bekannt sein dürften Wahlkarten, die so aussehen:



Die Karte macht glauben: Alle Deutschen wählen mehrheitlich nur noch CDU/CSU oder AfD, mit ein paar vernachlässigbaren rot-grünen Fleckchen.


Das ist aber gar nicht der Fall. Stellt man jeden Landkreis statt seiner bloßen Fläche als Punkt dar, wobei der Punkt sich nach der Zahl der Wahlbevölkerung richtet, sieht man: Mehr Menschen als gedacht haben mehrheitlich Grün gewählt. Die blauen AfD-Punkte wirken relativ klein, da die AfD vor allem dort stark ist, wo wenige Menschen leben.




Doch auch diese Darstellungsform hat einen Nachteil: Sie zeigt nur die jeweils relativ stärkste Kraft im jeweiligen Kreis an - aber nicht, wie stark diese relative Mehrheit war, ob mit 60% oder 30%, das erfährt man nicht.


Präsidentschaftswahl in Polen


Die linksorientierte Zeitschrift "Katapult" hat die Wahlergebnisse in Polen 2020 analysiert und in drei unterschiedlichen geografischen Auflösungen visuell aufbereitet.


Auch hier zeigt sich: Je näher man hinschaut, desto weniger eindeutig wird der Wahlsieg. Nach Regionen gewann der progressive Kandidat Rafał Trzaskowski eindeutig. Löst man aber bis auf die kommunale Ebene auf, also der kleinsten Einheit, zeigt sich: Der rechtspopulistische Kandidat Andrzej Duda hatte in vielen Kommunen die Mehrheit. Heißt: Die erste Wahlkarte suggerierte einen Vorsprung für den progressiven Kandidaten, die faktisch so nicht bestand.


Wahlkarten in Polen
Grafik: Katapult





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