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  • AutorenbildWolfgang Gründinger

Ich habe Angst um Deutschland

Aktualisiert: 14. Dez. 2020



Seit ein rechtsextremer Terrorist in Norwegen im Jahr 2011 77 Jugendliche in einem Ferienlager niedermetzelte und danach acht Menschen mit einer Autobombe zerfetzte (Quelle), ist viel passiert:


  • Der NSU wurde aufgedeckt. Nazis hatten neun Zuwanderer und eine Polizistin ermordet. Sie verübten 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle (Quelle). Während des Gerichtsprozesses sterben fünf Zeugen (Quelle). Der Verfassungsschutz schreddert die Akten, die der Generalstaatsanwalt angefordert hatte (Quelle). Eine Anwältin der Opfer erhält Morddrohungen gegen sie und ihre Tochter von einem „NSU 2.0“ – von der Faxnummer einer Polizeistation aus. Später wird ein Polizist festgenommen, der zusammen mit anderen Polizist:innen eine rechte Whatsapp-Gruppe betrieb, in der die Polizist:innen Hitlerbilder und Hakenkreuze austauschten. (Quelle)

  • Der rechtsextreme Soldat Franco A. gibt sich als Flüchtling aus, um einen Anschlag zu begehen. Zu diesem Zweck entwendet er – gemeinsam mit Komplizen, die teilweise auch Soldaten sind – u.a. eine Waffe, 1000 Schuss Munition sowie Teile von Handgranaten. Auf der Todesliste stehen Politiker, Künstler, Juden und Muslime. Aufgedeckt 2017. (Quelle)

  • Die Nazi-Terrorgruppe „Hannibal“, bestehend u.a. aus Elite-Soldaten, Reservisten, Polizisten, Richtern und Mitarbeitern des Verfassungsschutzes, führen eine Todesliste, entwenden Waffen und Munition, führen Schießübungen durch, planen Internierungslager für politische Gegner. Ihr Plan: Der bewaffnete Sturz der Regierung und Massentötung politischer Gegner. Aufgedeckt 2017/2018. (Quelle)

  • Die Nazi-Terrorgruppe Nordkreuz, ein regionaler Ableger des Hannibal-Netzwerks, darunter u.a. Elite-Polizisten des Sonderkommandos SEK, Soldaten, Reservisten und Anwälte, erstellt eine Todesliste mit 25.000 Namen, hortet 70.000 Patronen Munition (teils aus Polizeibeständen), stiehlt eine Maschinenpistole aus Bundeswehrbeständen, wollen 200 Leichensäcke und Ätzkalk bestellen. Aufgedeckt 2019. (Quelle) (Quelle)

  • Ein rechtsextremer Hacker sammelt private Chats, Fotos, Kreditkartendaten, Handynummern und Adressen von Politikern aller Parteien (außer der AfD) und Journalisten, und teilt diese öffentlich im Netz. Passiert und aufgedeckt 2018/19. (Quelle)

  • Ein Rechtsextremer erschießt in München neun Menschen und verletzt weitere schwer. So geschehen 2016. (Quelle)

  • Ein Rechtsextremer erschießt den CDU-Politiker Walter Lübcke. So geschehen 2019. (Quelle)

  • Allein 2015 gab es über 1000 Anschläge auf Asylunterkünfte und über 1300 rechte Delikte gegen Asylbewerber. (Quelle)

  • Insgesamt sterben mindestens 196 inzwischen 199 inzwischen 209 Menschen seit 1990 durch Rechtsextreme. (Quelle)

  • In Italien horten Rechtsextreme sogar Flugraketen – das sind Kriegswaffen! Aufgedeckt 2019. (Quelle)

  • Rechtsextreme versenden Bombendrohungen an die Linken-Parteizentrale und Moscheen. Geschehen 2019. (Quelle)

  • Jede zweite Woche wird ein jüdischer Friedhof geschändet, Grabsteine werden mit Hakenkreuzen besudelt. Im Jahr 2018 in Deutschland. (Quelle)

  • Fast 500 gewalttätige, per Haftbefehl gesuchte Nazis sind untergetaucht und entziehen sich damit dem deutschen Rechtsstaat. Stand 2018. (Quelle)

  • Der Chef des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen lässt gegen Blogger wegen Landesverrats ermitteln, belügt den Bundestag bei Untersuchungen zum islamistischen Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, berät AfD-Politiker und wird von einem AfD-Abgeordneten als „uns wohlgesonnenen“ bezeichnet, und erklärt ein Video, das eine Jagd auf Ausländer bei rechtsextremen Gewaltexzessen in Chemnitz dokumentiert, für falsch, obwohl dessen Echtheit sich erwies. (Quelle) Nach seiner Entlassung wird anhand öffentlicher Äußerungen klar, dass Maaßen ein rechter Verschwörungstheoretiker ist – und als solcher jahrelang die Verfassungsschutzbehörde leitete, die ja eigentlich genau dazu da sein sollte, rechte Verschwörungstheoretiker zu überwachen.

  • Nachtrag 20.10.2019: Der rechtsextreme Terrorist Stephan Balliet bewaffnet sich mit einem Gewehr und will ein Blutbad in einer Synagoge in Halle anrichten. Er scheitert beim Versuch, die Tür zur Synagoge aufzusprengen, und erschießt danach eine Passantin und einen Gast in einem Dönerladen, und verletzt mehrere weitere Passanten schwer. In seinem Auto lagerte er mehrere Schusswaffen, Munition und vier Kilo Sprengstoff. (Quelle)

  • Nachtrag 31.12.2019: Während Nazis ungehemmt und ohne Sondersendungen Journalisten mit dem Tode bedrohen, ihnen vor Redaktionsgebäuden und vor ihren Wohnungen auflauern, sie als „Kinderschänder“ diffamieren und ihnen wünschen, totgefahren zu werden, während sich Sender öffentlich von zufällig in Ausstrahlungen zu sehenden „FCK AFD“-Aufklebern und „Sag Nein zu Rassismus“-Aufklebern distanzieren, ja sich selbst von einer im Hühnerstall Motorradfahrenden Oma (die es im realen Leben gar nicht gibt…) distanzieren, VERTEIDIGEN die Sender jeden Moderator und jede Satire genau dann, wenn sie Rechtsextreme einladen oder deren Themen platzieren (diverse Beispiele hier).

  • Nachtrag 19.2.2020: Ein Rechtsextremer erschießt in einer Shishabar in Hanau zehn Menschen. (Quelle)

  • Nachtrag 24.2.2020: Zwölf Männer der rechtsextremen Terrorgruppe „S.“ werden in Haft genommen. Die Naziterroristen hatten geplant, zeitgleich Anschläge auf bis zu sechs Moscheen in Deutschland zu begehen. Ziel war, so viele Muslime und Migranten wie möglich zu töten, um eine Gegenreaktion und bürgerkriegsähnliche Zustände zu provozieren. Insgesamt gibt es in Deutschland und im angrenzenden Ausland ca. 1.000 gewaltbereite Rechtsextreme, die zu bewaffnetem Kampf bereit sind. (Quelle)

  • Nachtrag 25.2.2020: Rechtsextreme drohen immer wieder Richterinnen und Richtern mit dem Tod. So schrieb ein Nazi in Germersheim an eine Richterin: „Wir sehen uns auf der Terrasse“ – der Ort, an dem kurz zuvor Walter Lübcke erschossen wurde. (Quelle)


Wenn Linksextreme ein paar Dutzend Autos in Brand setzen, heißt es wochenlang: „Deutschland im Bürgerkrieg! Kampf dem Linksextremismus!“ Wenn Rechtsextreme hunderte Asylunterkünfte in Brand setzen, in denen Menschen leben, heißt es nur: „Aber die Linksextremen sind auch schlecht!“


Wenn Linksextreme Steine auf Polizisten werfen, heißt es wochenlang: „Deutschland im Bürgerkrieg! Kampf dem Linksextremismus!“ Wenn Rechtsextreme Polizisten erschießen, heißt es: gar nichts. Schweigen, als ob nichts geschehen wäre.


Bei Rechtsextreme gibt es Razzien, um Kriegswaffen sicherzustellen. Bei Linksextremen gibt es Razzien, um Wasserbomben (!) sicherzustellen (ja: Luftballons). (Quelle)


Wenn Rechtsextreme in Deutschland bei einem Nazi-Konzert hunderte Hitlergrüße zeigen und „Sieg Heil“ rufen, gilt das als insgesamt eine Straftat. (Quelle) Wer in Deutschland eine Pizza für die Polizei bestellt, wird als linksextremer Straftäter eingestuft. Und zwar mit drei Straftaten. Kein Witz. (Quelle)  Und wer in Deutschland bei einer Demo pro Flüchtlinge Papierflieger (!) wirft, der wird wegen „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ verurteilt. Leider auch kein Witz. (Quelle)

Im Verfassungsschutzbericht 2018 tauchen die militante Neonazi-Organisation Combat18 und das rechtsextreme militante Netzwerk Nordkreuz gar nicht erst auf. Dafür wird aber der Anti-Kohle-Protest „Ende Gelände“ der „linksextremistischen Szene“ zugeordnet – dabei sind die Proteste genauso „linksextrem“ wie früher die Anti-Atom-Bewegung. (Quelle)

Die Nazi-Terroristen haben inzwischen fünfmal mehr Menschenleben ausgelöscht als die RAF. Und: Die heutigen Nazi-Terroristen sind nicht irgendwer – sie sind Soldaten, Reservisten, Polizisten, Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, Anwälte, Richter. Sie haben Zugang zu Waffen und sind im Kampf trainiert.

Immer wenn ein Nazi wieder einen Menschen auslöscht, heißt es nur „Aber die Linken sind auch böse! Jeder Extremismus ist schließlich schlecht!“ Die RAF ist aber schon 40 Jahre her… und tötete damals 34 Menschen. Die Reaktion der Politik war damals hart: Berufsverbote (Radikalenerlass), Rasterfahndung, GSG9-Einsatz, Krisenstab im Kanzleramt, Einschränkung der Rechte der Strafverteidiger. Und heute? Nichts davon.  Auf dem rechten Auge ist der Staatsapparat blind. Die Nazis bedrohen unsere Freiheit, unser Leben. Und wir schauen zu, als ob nichts wäre. Ich habe Angst. Angst um Deutschland.


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